Was ist Dichtung?, Heidelberg (Universitätsverlag Winter) 2008 (= Neues Forum für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, 36).

Dichtung im emphatischen Sinne ist – so machen alle Beiträge in je eigener Weise deutlich – „reinste und höchste Erscheinung des Poetischen“. Ihr ästhetisches Kennzeichen ist die Struktur der Transgression. Ihre philosophisch-erkenntnistheoretische Voraussetzung sind e negativo der Platonismus und e positivo der Neuplatonismus. Mithin kann von einer Ästhetisierung (neu)platonischer Philosopheme gesprochen werden, auch anders: von einer Immanentisierung der Transzendenz.

Insofern ist Dichtung ‚platonisch’ und ‚antiplatonisch’ zugleich. In intensivster Ausprägung der Poetizität, mithin in der höchstmöglichen Abstraktion von jeglicher äußeren Wirklichkeit und in der radikalen Konzentration auf die Sprache in ihrer materialen Eigenwertigkeit intendiert Dichtung, jegliche Materialität zu überwinden, die letztlich unaufhebbare Immanenz der Sprache zu transzendieren – mit dem Ziel, absolute Reinheit zu gewinnen, ‚vollkommen’ zu werden.

Die einzelnen Beiträge des Bandes „Was ist Dichtung?“ belegen exemplarisch an poetischen Texten von Homer über die Spätantike und die Epoche der Renaissance bis ins 20. Jahrhundert dieses durchaus emphatische Verständnis von Dichtung, das sich von ‚Literatur’ unterscheidet.

Besprechungen:
Andrea Fahrner-Gans, in: Romanische Forschungen 122 (2010), 279-281.
Gian Paolo Giudicetti, in: Les Lettres romanes 62/1-2 (2008), 121-124.
Franziska Meier, in: Zeitschrift für Romanische Philologie 125/4 (2009), 604ff.
Thorsten Roelke, in: Germanistik 50/1-2 (2009), 141 [997].
Christof Weiand, in: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen 248/2 (2011), 392-396.

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